Ein genauer Blick auf die Schätze der Natur

Schon früh im Jahr zeigen sich die ersten Blüten in den Gärten: Forsythienbüsche sind beliebt bei Kleingärtnern und Grundstücksbesitzern. Für Bienen und andere Insekten sind sie jedoch komplett nutzlos, denn keine einzige Art nutzt die gelben Blüten zur Ernährung.
Auf solche und andere Tatsachen aufmerksam machen, Lebensräume schützen und Artenvielfalt erhalten – das sind die Ziele des Verbundprojekts „Vernetzte Vielfalt an der Schatzküste“.
Viele Wege für die Artenvielfalt
Ein möglicher Weg: thematische Führungen zum Beispiel zu Küsten- und Singvögeln, zu essbaren Kräutern oder zu Insekten. „Viele Leute wissen zum Beispiel nicht, dass viele Bienenarten einzeln leben statt in Völkern“, sagt Annett Storm vom Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft. „Wir zeigen, dass es sich lohnt, genauer und aufmerksamer hinzuschauen. Die Menschen erfahren etwas und gehen dann zu Hause anders mit der Natur um.“
Ein anderer möglicher Weg: Workshops sowohl für Privatpersonen als auch für Mitarbeiter von Kommunen. Ein Beispiel ist der Schnitt von Kopfweiden.
Diese Bäume stehen oft in Alleen und müssen etwa alle fünf Jahre ihrer Äste beraubt werden, damit sie nicht zu dick und damit die Schnittflächen zu groß werden. „Aber wenn man sämtliche Weiden zur gleichen Zeit schneidet, verlieren die Bienen dieses Gebietes die erste Nahrung des Jahres. Deshalb raten wir, immer nur einige Bäume zu beschneiden und die anderen in den darauffolgenden Jahren“, erklärt die Expertin. „Ein anderer Aspekt ist, dass die Äste wirklich nah am Stamm abgetrennt werden müssen. Oder dass die hohlen Stämme durchaus noch stabil bleiben und ein Lebensraum für Tiere sind.“ Auch ein Workshop für die Sensenmahd fand großen Anklang und soll wiederholt werden.

Kräuterwanderung auf der Halbinsel.
Besonderes Licht und einheimische Pflanzen
Seit 2024 neu in Ahrenshoop: Straßenleuchten, die Insekten schützen, aber auch den Menschen nützen. „Das Licht wird durch kleine Blenden direkt auf die Straße gerichtet“, erklärt Annett Storm. „Das ist gut für die Anwohner, deren Schlafzimmer nicht mehr erleuchtet werden.“ Außerdem haben die LEDs zwei Farben: orange für abends und morgens, nachts rot. „Das zieht Insekten nicht an und schützt auch Igel, Fledermäuse und andere Tiere.“
Besondere Beachtung verdienen einheimische Wildpflanzen. „Die üblichen Samenmischungen für Blühwiesen enthalten fast keine hiesigen Blumen. Das wollen wir ändern.“ Die hiesigen Pflanzen, darunter Natternkopf und Zittergras, blau blühende Ochsenzunge und gelbe Färberkamille, kommen gut mit Trockenheit und nährstoffarmen Böden zurecht. Schilder im Ort weisen auf diese besonderen Wildblumenwiesen hin. An anderen Stellen könnten Orchideen und andere Pflanzen angesiedelt werden, die Feuchtwiesen bevorzugen.

Neuartige Straßenleuchten für nachtaktive Tiere im Ostseebad Ahrenshoop.
Ergebnisse für alle
Die Region zwischen Rostock und Rügen ist einer von 30 Hotspots der Artenvielfalt in ganz Deutschland. Denn hier ist die Biodiversität besonders hoch, der Name „Schatzküste“ also durchaus passend. An dem Projekt beteiligt sind unter anderem der Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft und das NABU-Kranichzentrum, der Landesverband des BUND und der Naturschutzbund des Landes. Koordiniert werden die Aktivitäten von der Ostseestiftung in Greifswald.
Die Ergebnisse des Verbundprojekts, das vom Bundes-Umweltministerium gefördert wird, können auf andere Gemeinden übertragen werden. Sie werden am Ende im Jahr 2026 zusammengefasst und sowohl für Kommunen als auch für Privatpersonen veröffentlicht. Individuelle Beratungen sind möglich, erste Interessenten haben sich bereits gemeldet.
Dieser Artikel stammt aus dem Urlaubsmagazin Fischland-Darß-Zingst 2025.
Text: Dörte Rahming - wortlaut-rostock.de
Fotos: ©Voigt & Kranz UG - ostsee-kuestenbilder.de
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